Geschichte

Hier sitzt man seit 1931 bei einem „Schoppen“ Apfelwein und typisch Frankfurter Spezialitäten einträchtig zusammen.

Seit seiner Erbauung im Jahre 1902 befand sich in der Schweizer Straße 71 in Frankfurt-Sachsenhausen eine Apfelweinwirtschaft. Adolf Wagner und seine Ehefrau Leni erwarben das Anwesen im Jahre 1931, ein risikoreiches Unterfangen, zumal mitten in der Weltwirtschaftskrise. Doch nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wurde schon am 19. Dezember 1931 der erste Schoppen ausgeschenkt. Apfelwein ist ein einjähriges Getränk und will im Laufe eines Jahres, nach seiner Kelterung, getrunken sein. Seit jenem 19. Dezember 1931 befindet sich die Apfelweinwirtschaft Adolf Wagner im Familienbesitz, nun schon in dritter Generation.

In erster Linie waren die Sachsenhäuser Gastronomen Apfelweinwirte. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es mehr als fünfzig Betriebe, die sich dem selbstangebauten Apfel und seiner köstlichen Weiterverwertung verschrieben hatten. Bei Bedarf wurde noch Obst aus den umliegenden Dörfern im Taunus, Odenwald oder Spessart hinzugekauft, zumal die Herstellung des Apfelweines für die Gärtner nur einen Nebenerwerb darstellte.

Zur Führung eines solchen Betriebes brachte Adolf Wagner die besten Voraussetzungen mit. Stammte er doch aus einer der ältesten Sachsenhäuser Familien, die seit Generationen Heckenwirtschaft betrieb. Es ist die, auch bis heute im Familienbesitz geführte Apfelweinwirtschaft KLAANE SACHSENHÄUSER, gegründet schon im Jahre 1886.

Adolf und Leni verstanden es, bei ihren Gästen schnell Anerkennung zu finden – wenn man bedenkt, dass damals nur Einheimische zum Schoppen gingen. Im Jahre 1933 wurde die erste Tochter, Helma, geboren, 1937 folgte Susanne und 1944, inmitten des Bombenhagels, die dritte Tochter, Elfriede. Der ersehnte männliche Nachfolger stellte sich nicht mehr ein. Für Adolf ein schwerer Schlag, denn nach damaligen Verständnis konnte nur ein männlicher Nachfolger einen solchen Betrieb weiterführen.

Während des Zweiten Weltkrieg durfte nur noch wenig Obst vermostet werden, 1943 wurde der Betrieb vom Staat sogar stillgelegt. Die Familie lebte bis 1948 ausschließlich vom Gartenbau. Doch dann ging es wieder steil aufwärts, Gaststätte und Kelter wurden wieder in Betrieb genommen. Der grüne Fichtenkranz, typisches Merkmal der Apfelweinwirtschaften, wurde wieder über dem Eingang aufgehängt. Abgehängt wurde er nur, wenn das letzte Fass geleert war, oder wenn die Gärtnerei hohen Einsatz forderte. Es konnte sogar vorkommen, dass zum Ende des Sommers der letzte Apfelwein in Sachsenhausen ausgetrunken war und erst im Dezember wieder ausgeschenkt werden konnte, wenn der im Oktober gekelterte Wein ausgereift war.

Die ersten Gäste nach dem Kriege mussten sich anfangs mit Birnenwein (die Birnen kamen aus der Schweiz) begnügen – besser als gar nichts! Nach einer langen Zeit des Wartens reifte das Kelterobst rund um Frankfurt wieder auf den Streuobstwiesen heran, die erste, richtige Kelterung konnte wieder beginnen. Das Geschäft blühte fortan auf und lieferte die Basis für eine dringende Renovierung und Modernisierung des Hauses Wagner. Der alte Gußeisenofen, der in der Mitte des Lokals stand, wurde von einer Heizungsanlage ersetzt, neue Toiletten und ein neues Kühlhaus hoben den Standard auf ein neues Niveau. Im Jahre 1968 traf die Familie jedoch ein schwerer Schicksalsschlag. Mit nur 66 Jahren starb der Firmengründer Adolf Wagner an einem Herzinfarkt. Das Geschäft wurde bis zum Jahre 1970 von seiner Witwe weitergeführt. Sie übergab die jetzt schon weit über Frankfurt hinaus bekannte traditionsreiche Gaststätte an ihre beiden jüngeren Töchter Susanne und Elfriede.

Die Struktur der Gäste änderte sich im Laufe der Jahre. Gründe dafür mögen gewesen sein, dass die neue „Mannschaft“ eine gewissen jugendlichen Touch mitbrachte oder dass der Apfelwein in der Getränkekultur mächtig an Boden gewonnen hatte. Der Schoppen war plötzlich „in“. Außerdem wurde das Angebot an Speisen um ein Vielfaches erweitert. 1972 führte der einsetzende Boom zu einem weiteren Umbau, wovon hauptsächlich Küche und Keller betroffen waren. 25 Jahre nachdem Susanne und Elfriede das Geschäft übernommen hatten, gaben sie die Geschäftsführung an ihre Söhne Ralf Wagner und Harald Rudorf ab, die ein wohlbestelltes Feld übernahmen. Auch dieser Wechsel wurde wieder von einer Modernisierung des Innenraums und einer Vergrößerung des gemütlichen Gartens begleitet, wobei auf das vorherrschende traditionelle Ambiente großen Wert gelegt wurde. Jetzt ist man in der Lage, auch größeren Gruppen schnell und zügig Reservierungen zusagen zu können. Die geschäftsführende dritte Wagner-Generation ist stolz auf sechs Kinder, womit die vierte Generation im „Wagner“ auf der Schweizer Straße feststehen dürfte. Die Familien-Historie geht ganz im Sinne ihres Gründers weiter.

Ebbelwoi

Den Apfelwein, wenn auch nicht den hessischen, kannten bereits die Griechen und die Römer.

Überall dort, wo aufgrund des Klimas oder des Bodens die Traubenherstellung schwierig war, hat der Obstwein Tradition. Häufig wird er als Cidre, süsser Apfelwein mit einem höheren Alkoholgehalt, bezeichnet. In Hessen entsteht der Apfelwein nach traditioneller Herstellung ohne Zugabe von Zucker und mit vollständiger Gärung.

Apfelwein kann wie andere Weine auch haltbar gemacht werden. Traditionell geschieht das aber mit einem sehr geringen Prozentsatz saurer Früchte, die den Apfelwein klar und haltbar machen.
Eine der traditionellen Früchte hierfür ist der Speierling, der kein Apfel, sondern eine Frucht aus der Familie der Eberesche ist.

Der Apfelwein wird häufig, besonders wenn er „gespritzt“ wird, als reines Erfrischungsgetränk gesehen. Er ist aber ganz im Gegenteil ein echter Fruchtwein, der – richtig gekeltert – ein reines Naturprodukt ist. Richtig gekeltert schmeckt Apfelwein zwar nach Säure, aber nicht stärker bitter, als jeder andere Wein auch.

Das Magisches Dreieck

  • Zum Apfelwein gehören:
  • die typischen Gläser, die Gerippten,
  • ein Krug aus Steinzeug, der Bembel, und
  • ein kleiner Holzdeckel, um den Apfelwein vor Schmutz und Fliegen zu schützen, das Deckelchen.


Alles zusammen wird magisches Dreieck genannt. Wer schon einmal einen Bembel alleine getrunken hat, weiss auch warum.